Cornelia Funke, Herr der Diebe

Eine phantastische Geschichte übers Erwachsenwerden – Schauplatz: Venedig

Ein Buch, das Jungen und Mädchen sicher gleichermaßen gefällt

Zum Inhalt: Die Geschwister Prosper und Bo sind nach dem Tod der Mutter auf sich allein gestellt. Da die Tante der Kinder nur den kleinen Bo aufnehmen und den älteren Prosper in ein Internat geben will, nehmen die beiden Jungen Reißaus und schlagen sich von Hamburg bis nach Venedig durch – die Stadt, von der ihre Mutter immer geschwärmt hat. Dort angekommen finden sie Anschluss bei einer Kinderbande, deren Anführer Scipio sich „Herr der Diebe“ nennt. Er sorgt als Kopf der Bande für deren Auskommen – in Form von Raubzügen… Die Beute verkaufen die Kinder dann weiter.
Scipio gilt als Meister seines „Fachs“ – schließlich soll er eine heiklen Auftrag ausführen. Wird es ihm gelingen? Die Frage soll an dieser Stelle offen bleiben… Wer die Antwort wissen möchte, liest das Buch lieber selbst.
Prosper und Bo schließen sich der Kinderbande an, denn der Detektiv Victor hat sich an ihre Fersen geheftet – die Jungen brauchen daher einen Zufluchtsort und Hilfe. Doch Victor bleibt hartnäckig und bringt durch sein Auftreten schließlich alle Kinder in Gefahr…

Sehr gut hat uns hier die Beschreibung und Darstellung der Stadt Venedig gefallen (im Anhang gibt es einen Stadtplan plus Vokabelliste). Unser Sohn hatte sofort Lust, dorthin zu fahren und schlug vor, den nächsten Urlaub in Italien zu verbringen…
Ein bisschen Probleme hatten wir mit der sprachlichen Form: Zwar gelingt es der Autorin, viele Themen miteinander zu verzahnen: So geht es inhaltlich nicht nur um Geschwisterliebe und Freundschaft, sondern auch ums Erwachsenwerden von Kindern, die nicht auf der Sonnenseite der Lebensstraße geboren wurden und ihr „Auf-sich-gestellt-Sein“ ohne Erwachsenenbegleitung. Doch fanden wir Funkes Sprache in diesem Buch etwas gewöhnungsbedürftig: Redewendungen werden oft wiederholt und es gibt in der ersten Buchhälfte „Durststrecken“, die meines Erachtens nur von Viel- und Gernlesern großzügig „überlesen“ werden können. Das ist schade, denn der Inhalt des Buches ist wirklich top und originell! Ein bisschen hat es mich an die alte TV-Serie aus den 70ern „Die rote Zora und ihre Bande“ erinnert – auch an „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner habe ich manches Mal denken müssen…
Das Buch bleibt inhaltlich dicht an der „Realität“, allerdings werden besonders im zweiten Teil mehr und mehr phantastische Elemente mit eingebaut. Zum Beispiel wenn Scipio praktisch über Nacht plötzlich um Jahre altert. Manche Personen werden etwas klischeehaft gezeichnet – die gute Ida, die Wandlung von Viktor vom Saulus zum Paulus, die böse Tante… Trotzdem ist es ein schönes Buch, das Tim und ich – trotz einiger Kritik an Sprache und Charakteren – gerne gelesen haben (parallel übrigens, irgendeiner von uns hatte das Buch immer in der Hand…).
Ich würde es aber keinem Kind in die Hand geben, das nicht gerne liest und mit längeren Texten eher überfordert ist.

Das Buch gibt es auch als Hörspiel!

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