E. O. Plauen, Vater und Sohn – Zwei, die sich lieb haben

Heitere Bildergeschichten zum Schmunzeln für Alt und Jung

Als unser Sohn im 3. Schuljahr war, kam er eines Tages mit einer Vater und Sohn-Bildergeschichte nach Hause und sollte sich selbst dazu eine Story ausdenken. Ich war total begeistert, denn in der Grundschule hatte uns unsere Lehrerin ebenfalls Aufsätze zu den Vater und Sohn-Zeichnungen schreiben lassen! Ich bekam Lust, mich mit dem Autor, der eigentlich Erich Ohser heißt, aber unter dem Pseudonym E. O. Plauen veröffentlichte, etwas näher zu beschäftigen.
Aus Anlass des 70. Todestages Ohsers hatte der Südverlag 2014 einen Band mit 33 besonders schönen Vater und Sohn-Geschichten herausgegeben. Ich bestellte das Buch und Tim und ich hatten sehr viel Freude an den wunderbaren Zeichnungen und Darstellungen Ohsers, die ganz ohne Worte auskommen – und doch so viel zu sagen haben. Sie sind geprägt von Liebe und Fürsorge, von Loyalität und Vertrauen. Man merkt, dass es hier um zwei Menschen geht, die füreinander einstehen, die sich mögen und füreinander da sind: der Vater für den Sohn, der Sohn für den Vater – in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts ist das keine Selbstverständlichkeit!

Erich Ohser arbeitete als Karikaturist und Buchillustrator – er illustrierte die Gedichtbände von Erich Kästner, mit dem er auch befreundet war. Durch seine politischen Karikaturen (unter anderem von Goebbels und Hilter) zog er sich den Unmut der Nationalsozialisten zu, konnte aber noch mehr oder weniger unbehelligt in Nazi-Deutschland leben und arbeiten. Seine Abneigung gegen das nationalsozialistische Regime konnte er auf Dauer aber nicht verheimlichen. So wurde er Anfang 1944 denunziert und verhaftet. Noch bevor ihm vor dem Volksgerichtshof der Prozess gemacht werden konnte (wo man ihn mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zum Tode verurteilt hätte), nahm er sich in seiner Zelle das Leben.

Das Schicksal Ohsers hat mich sehr bewegt. So wie ihm ging es vielen Redakteuren, Karikaturisten und künstlerisch tätigen Menschen, die dem Dritten Reich kritisch gegenüberstanden. Umso toller finde ich es, dass seine wunderbaren Zeichnungen noch Jahrzehnte später im Schulunterricht eine Rolle spielen. Ohser übt mit seinen drolligen Zeichnungen übrigens durchaus Kritik, zum Beispiel an der streng autoritären Erziehung jener Zeit oder dem Drill in der Schule – natürlich immer mit einem Augenzwinkern. Ohser hatte den Schalk im Nacken sitzen – sein unbekümmerter Humor und sein kritischer Geist wurden ihm schließlich ein Jahr vor Kriegsende doch noch zum Verhängnis. Schön, dass dieser mutige Autor noch so präsent ist! Hoffentlich geraten sein Wirken und sein Schicksal noch lange nicht in Vergessenheit.

von - [-]
Preis: -