Die fromme Helene, Tobias Knopp – Abenteuer eines Junggesellen
Kinder kennen von Wilhelm Busch (1832-1908) meist nur die Geschichte von Max und Moritz. Dabei gibt es noch viele andere köstlich amüsante und äußerst kurzweilige Bildergeschichten dieses begnadeten Autors und Zeichners. Für ältere Kinder finde ich „Die fromme Helene“ und „Tobias Knopp – Abenteuer eines Junggesellen“ am besten geeignet. Zum Selbstlesen ist die Sprache vielleicht ein bisschen zu „altbacken“. Viele Beschreibungen wie „tugendlich“ und „seelenvoll-verklärt“ oder Begriffe wie „Vormund“ und „Jüngling“ dürften vielen Kindern heute kaum noch bekannt sein. Daher ist es am sinnvollsten, die Geschichten und Zeichnungen gemeinsam zu lesen und anzuschauen. Busch liefert hier interessante Einblicke in das bürgerliche Leben während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – natürlich immer mit einem Augenzwinkern dabei…
So war es früher üblich, dass sich junge Männer aus gutbürgerlichem Hause für ihre ersten Flirtversuche Küchen- und Stubenmädchen „aussuchten“. So macht es in „Die fromme Helene“ auch der Sohn des Hauses Franz, der an der hübschen Helene zwar Gefallen gefunden hat, aber auch gerne mit dem Hausmädchen Hanne anbandelt. Ein sanfter Tadel von seiten des Autors bleibt dann auch nicht aus:
„Eins aber war von ihm nicht schön: Man sah ihn oft bei Hannchen stehn! Doch jeder Jüngling hat wohl mal ´n Hang fürs Küchenpersonal!“ (…)
Da die Geschichten nicht ganz so einfach zu verstehen sind, würde ich sie erst ab elf, zwölf Jahren empfehlen, und dann auch nur, wenn die Kinder ohnehin viel lesen und Spaß an verrückten Reimen und hintersinnigen Gedichten haben. Ich selbst habe im 10. Schuljahr ein Referat über Wilhelm Busch gehalten, also erst mit 15 Jahren angefangen, mich mit dem Dichter intensiver zu beschäftigen.