Ausleihen statt kaufen
Als Kind habe ich mit meiner Familie in direkter Nachbarschaft zu einer Zweigstelle der Stadtbibliothek gewohnt. Für meine Schwester und mich war das ein echter Glücksfall! Denn Bücher galten bei uns als teurer Luxus und wurden selten gekauft. „Geht in die Bibliothek und leiht euch doch die Bücher aus!“, war daher der Tenor meiner Mutter. Mit dieser Aussage hatte sie sicher nicht ganz Unrecht. Wir haben uns auch immer gerne in der Bibliothek aufgehalten. Dort war es warm und trocken, ruhig und entspannend. An den Tischen konnten wir in den Büchern blättern und schauen, welche wir mit nach Hause nehmen und lesen wollten. Im 1. und 2. Schuljahr nutzte ich überwiegend die Bilderbuchecke und habe dort sehr viele Bücher kennengelernt, die ich hier zum großen Teil auch vorgestellt habe. Manche sind nur noch über Drittanbieter erhältlich – was ihren Wert natürlich nicht schmälert!
Ich selbst hatte als Kind sehr wenig Bücher – sie waren damals noch recht teuer, man bekam höchstens mal eins zum Geburtstag geschenkt. Einige erbten wir von unseren älteren Cousinen. Leider gab es unsere Wunschbücher nicht alle in der Bibliothek auszuleihen. So lasen meine Schwester und ich eine zeitlang alle Mädchenbücher von Berte Bratt. Heute würden sie ein 12jähriges Mädchen kaum noch vom Hocker reißen – weshalb ich sie hier auch nicht extra vorstelle. Die Zeiten haben sich da doch sehr geändert und die Mädchensorgen von vor 30, 40 Jahren versteht heute vermutlich kein weiblicher Teenager mehr. Ähnlich verhält es sich mit den Nesthäkchen– und Pucki-Büchern. Meine Schwester und ich haben die Berte Bratt-Bücher jedenfalls geliebt. Meine Mutter wäre aber nie auf die Idee gekommen, uns die vielen Bücher der Autorin, die es in der heimischen Bibliothek meist nicht gab, zu kaufen. Wie war die Freude da groß, als wir bei einem Urlaub in Österreich viele uns noch nicht bekannte Berte Bratt-Bücher in der dortigen Bibliothek entdeckten! Wir holten uns sofort einen Ausweis und lasen in jeder freien Minute am Abend oder am See die Bücher unserer Lieblingsautorin.
Obwohl ich Bibliotheken sehr schätze, finde ich, dass Kinder auch einen eigenen Büchervorrat haben sollten. Die meisten Kinder können nicht so wie meine Schwester und ich in den 70er Jahren alleine eine Bibliothek aufsuchen. Dazu gibt es inzwischen viel zu wenig Außenstellen in den einzelnen Stadtteilen oder Dörfern, und Bücherbusse sind ebenfalls selten geworden. Wir haben in unserer Kleinstadt auch nur eine Stadtbücherei in der Innenstadt und da komme ich leider nur selten hin – zumal die Öffnungszeiten nicht immer zu meinen Arbeitszeiten passen…
Und da kleinere Kinder meist nicht sonderlich pfleglich mit Büchern umgehen, in unbeobachteten Momenten darin malen etc., kommt die Ausleihe für unter Fünfjährige meist eh noch nicht in Frage – denn beschädigte oder bekritzelte Bücher müssen in aller Regel vollständig ersetzt werden. Da kann man das gewünschte Buch dann auch genauso gut gleich selbst kaufen.
Wir nutzen inzwischen beides: unseren eigenen Bücherbestand daheim und die Bibliothek in der Stadt. So haben wir zum Beispiel von Petersson und Findus und Mama Muh einige Bücher zu Hause, andere aus der Reihe leihen wir uns aus. Unsere Lieblingsbücher von Astrid Lindgren haben wir alle selbst, ebenso das eine oder andere Taschenbuch von Nick Nase und dem Sams. Die Bücher aus der Wilden-Zwerge-Reihe haben wir auch alle selbst – ich habe sie in der hiesigen Bücherei allerdings auch nicht entdecken können.
Lieblingsbücher der Kinder sollten meiner Meinung nach immer verfügbar sein. Unser Sohn greift zwischendurch immer wieder zu den Percy Jackson-Büchern und hat auch einige Harry Potter-Bände bereits mehrfach gelesen. Manche Bücher aus der Bibliothek waren uns auch so ans Herz gewachsen, dass wir sie nachkauften, um sie immer zur Hand zu haben. Dazu gehören: