Manfred Mai, das verkaufte Glück

Der lange Weg der Schwabenkinder

Vom späten Mittelalter bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein wurden Kinder armer Bergbauern aus der österreichischen Steiermark und Tirol über beschwerliche Wege ins Schwabenland verschickt, um dort gegen etwas Geld sowie Kost und Logie über viele Monate hinweg schwere Arbeit auf den Höfen ansässiger Bauern zu leisten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehören auch Kilian und sein Bruder Jakob zu den sogenannten „Schwabenkindern“. Nach einem langen, gefahrvollen Weg über Berg und Tal  werden sie auf dem „Kindermarkt“ in Ravensburg gemeinsam mit vielen anderen Kindern aus der armen Alpenregion an interessierte Bauern verkauft, die die Kinder auf ihren Höfen gegen kleines Geld schwere Arbeit verrichten lassen. Oft werden sie nicht gut behandelt, erleben auch mit, wie andere Kinder von ihren „Herren“ geschlagen oder gar sexuell bedrängt werden. All das hinterlässt Spuren – und Jakob kommt ins Grübeln: Warum dürfen die Bauern hier die Kinder so schlecht behandeln? Warum geht es ihnen so viel besser als den Eltern daheim? Und warum hat er selbst so viele Geschwister, wenn die Eltern bereits ihn und seinen jüngeren Bruder kaum satt bekommen? Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt.

Ein tolles Buch, das gerade älteren Kindern verdeutlicht, dass es wohl doch nicht so schlecht ist, täglich zur Schule zu gehen, etwas zu lernen und daheim bei den Eltern leben zu dürfen – auch wenn man mit den Forderungen der Erwachsenen zu Hause und in der Schule nicht immer einverstanden ist. So mancher junge Leser wird vermutlich auch erstmalig überlegen, dass es eben nicht selbstverständlich ist, genug Kleidung und satt zu essen zu haben und dass Kinderarbeit bis vor einigen Jahrzehnten auch in westeuropäischen Ländern noch völlig normal war.

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